Gesund genießen Warum du einen Cheat Day einplanen solltest
Weniger Kohlenhydrate, null Zucker und gleichzeitig alles frisch und biologisch angebaut – wer sich stets gesund und ausgewogen ernähren will, braucht nicht nur logistisches Talent, sondern auch eine fast übermenschliche Disziplin. Nicht selten endet der angestrengte Ernährungs-Perfektionismus dann in Heißhunger-Attacken, die jede Moral zerstören und am Selbstbewusstsein sägen.
Cheat Day: Ein Tag für den Genuss
Cheat Day- Was bedeutet das genau?
Warum du diesen Tag ehren solltest
1. Schummel-Tage steigern das Durchhaltevermögen bei einer Diät!
2. Weniger Reiz durch Verbote
3. Cheat Days steigern soziale Erlebnisse
Wöchentlich oder monatlich?
Cheat Day: Genuss ohne Reue?
Wie Cheat Days und Gewichtsreduktion zusammenpassen
Forscher konnten mehrfach zeigen: Cheat Days behindern einen Gewichtsverlust nicht, sondern sie fördern ihn sogar: Eine Studie am New Yorker Skidmore College verordnete ihren Probanden 12 Wochen lang eine fettarme und eiweißreiche Diät, die sie alle 7 Tagen durch Cheat Days unterbrechen durften. Im Ergebnis hatten die Teilnehmer nicht nur durchschnittlich 5 Kilo abgenommen, sondern sie konnten sich auch stärker mit der gesunden Ernährungsweise identifizieren. Am Ende des Versuchs nutzten viele Teilnehmer den Schummeltag gar nicht mehr voll aus, sondern genehmigten sich höchstens ein Dessert außer der Reihe.
Der verhasste Jojo-Effekt, der dafür sorgt, dass viele Mühen rund um die Gewichtsreduktion wieder zunichte gemacht werden, lässt sich auf diese Weise deutlich mindern. Wenn du also einer der Strategien für die Gewichtsreduktion folgst, und diese mit einem Cheat Day kombinierst, kannst du die Erfolgsaussichten erheblich steigern.
Sind Cheat Days Dauerdiäten überlegen?
Eine weitere Studie aus dem Jahr 2018 verglich den Gewichtsverlust durch eine kontinuierliche Kalorienreduktion mit dem Cheat-Day-Konzept an 150 Probanden mit Übergewicht. Das Resultat nach 12 Wochen: Hier hatten die „Cheater“ etwa 7 Prozent ihres Gewichts verloren, während die Probanden auf Dauerdiät durchschnittlich nur 5 Prozent abgespeckt hatten.
Auch auf die Stoffwechselrate wirkt sich die periodische Steigerung der Kalorienzufuhr positiv aus. Denn bei langwierigen Diätperioden schaltet der menschliche Körper in den Modus für „Hungerkatastrophen“ und schafft es, durch Absenken der Wärmeproduktion und des Grundumsatzes seinen Energiebedarf deutlich zu drosseln. Die Folge: Das Abnehmen wird immer schwerer und nach der Diät droht bei Rückkehr zur gewohnten Kalorienmenge gar der Jojo-Effekt. Ein regelmäßiger Cheat Day signalisiert dem Körper hingegen, dass ausreichend Nahrung vorhanden ist und hält den Stoffwechsel und die Fettverbrennung auf Trab.
Wie Cheat Days und Sporternährung zusammenpassen
Falls du einem kohlenhydratreduzierten Diätplan folgst, kennst du seinen Effekt auf deine sportliche Leistung wahrscheinlich nur zu gut: Gerade das Krafttraining mit intensiver Belastung kann unter Low-Carb-Ernährungsweisen schwerfallen und die Muskeln ermüden extrem schnell. Der Grund: Die weißen Muskelfasern, die für das Gewichtstemmen zuständig sind, beziehen ihre Energie vornehmlich aus Glukose, dem Endprodukt unseres Kohlenhydratstoffwechsels. Bodybuilder und Kraftsportler setzen deshalb gern auf den Cheat Day bzw. Refeed Day, um ihre Kohlenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Hier dürfen nach Herzenslust kohlenhydratreiche Sünden wie Pasta, Pancakes und Co geschlemmt werden.
Und keine Angst: Der menschliche Körper verwandelt einen Überschuss an Kohlenhydraten nicht sofort in Hüftspeck. Vielmehr wird ein Zuviel an Stärke und Zucker in Form von Glykogen in unseren Muskeln und unserer Leber gespeichert. Dort bildet es ein Reservoir von rund 2.000 Kalorien, die ambitionierte Sportler anschließend in Extra-Trainingseinheiten umsetzen können.
Und schließlich: Dein Gewicht reduzierst du im Marathon und nicht im Sprint!
Damit meinen wir nicht die Lauftechnik, sondern den mentalen Ansatz: Die Summe deiner alltäglichen Gewohnheiten formt deinen Körper mehr als die Ausnahmen. Das gilt sowohl für ein Ernährungsprogramm als auch für die Sporteinheiten. Auf mittel- bis langfristige Sicht verlierst du deshalb mehr Gewicht und gewinnst mehr an Leistung und Kraft, wenn du dich die meiste Zeit an ein gesundes Programm hältst, das ab und zu von Schummel-Tagen unterbrochen wird. Eine Extremkur von wenigen Wochen ist dagegen weniger wirksam, weil sie dein Körperbewusstsein nicht nachhaltig ändern kann und im schlimmsten Fall im Jojo-Effekt endet.
Cheat Days: So gehst du sie am besten an
Cheate nicht um des Cheatens Willen
Sechs Tage fasten, dann einen Tag Völlerei – beim „Cheaten“ geht es nicht darum, stumpf einem Schema zu folgen. Dein Körper hat unterschiedliche Bedürfnisse und verlangt an manch einem Schummel-Sonntag vielleicht eher nach dem großen Salatteller anstatt nach süßen Sünden. Da ein gutes Körperbewusstsein Basis fürs Wohlbefinden ist, solltest du stets auf gesunde Instinkte hören. Plane den Cheatday deshalb nicht streng nach Datum, sondern platziere ihn im Laufe deines Intervalls (eine Woche, 14 Tage oder einen Monat) anhand von Festen, Feiertagen oder einer geplanten Schlemmerei mit deinem Partner.
Steht der Schummel-Tag dann an, solltest du ihn auch genießen. Falscher Ehrgeiz, der dich drängt, noch eine weitere Woche ohne Cheaten durchzuhalten, kann Heißhungerattacken begünstigen. Ebenso wenig Sinn macht es, die Schummel-Tage anzusparen und sie dann gebündelt auszunutzen, z.B. im Urlaub. Beim Cheat Day geht es vielmehr um kleine und regelmäßige Atempausen, die sich in ein gesundes Gesamtkonzept einbetten.
Kenne dein Kalorien-Konto
Für deinen Erfolg solltest du vorab eine kleine Kalkulation anstellen. Unter Experten gilt die Regel: Wer ein Kilo Fett verlieren will, muss 7000 Kalorien beim Essen einsparen. Wie hoch dein individueller Energiebedarf ausfällt, ermittelst du im ersten Schritt am besten per Kalorienrechner. Nehmen wir an, du verbrennst täglich 2300 Kalorien, müsstest du dich auf 1800 Kalorien einschränken, um in 14 Tagen ein Kilo abzuspecken (14 x 500 = 7000). Dieselbe Kalorienmenge (14 Tage á 1800 kcal = 25.200 kcal) lässt sich allerdings auch anders verteilen. Und zwar auf 2-mal 6 Tage á 1600 kcal, die von 2 Cheat Days mit 3000 kcal unterbrochen werden. Die Energiebilanz ist identisch, aber hier kannst du selbst entscheiden, welches Konzept dir über Monate hinweg entspannter erscheint: Die permanente moderate Reduktion oder die etwas stärkere Reduktion, die immer wieder Schlemmerpausen erlaubt.
Achtung: Deine Gesamtkalorienbilanz solltest du dennoch stets im Auge behalten. Denn es macht kaum Sinn, bei einem Cheat Day mehrere Tausend Kalorien zu konsumieren, die den Diäterfolg der Vorwoche zunichtemachen oder die Bilanz gar in die Zunahme verkehren.
Denke nicht nur an den Schlemmertag
Wie schon beschrieben, soll dich ein Cheat Day psychisch entlasten. Denn wenn prinzipiell alles erlaubt ist, brauchst du dich gedanklich nicht mehr mit magischen Verboten beschäftigen. Doch pass auf, dass der Schlemmertag nicht zum Höhepunkt jeder Woche mutiert. Wer in den sechs Diättagen nur plant, was er beim nächsten Cheaten alles essen will, der dreht sich geistig doch wieder nur ums Essen. Besonders gefährdet sind hier Personen, die ein gestörtes Essverhalten haben und sich nah an der Grenze zur Bulimie oder zum Binge Eating bewegen. Falls das auf dich zutrifft, solltest du vor allen Diätversuchen einen guten Therapeuten finden. Er kann dir Wege aufzeigen, wie das Thema Essen in deinem Leben an Stellenwert verliert, während du lernst, Selbstwirksamkeit und Zufriedenheit aus anderen Lebensbereichen zu ziehen.
Schlemmen ja, Völlerei bitte nein
Auf die lange Tour: Wenn dein Körper nicht mehr cheaten mag
Auch dieses Phänomen konnte man in Studien beobachten: Je länger Menschen einem Cheat-Day-Ernährungskonzept folgen, desto weniger fällt der Schlemmertag ins Gewicht. Wo Probanden bei den ersten Cheat Days ihren Kalorienbedarf um bis zu 100 Prozent überschreiten, genügt ihnen nach Wochen nur noch ein Extra-Stückchen Schokolade oder ein kleines Dessert, um ihre Schummel-Lust zu stillen. Denselben Effekt wirst du wahrscheinlich auch bemerken, wenn du dein Programm einige Wochen lang durchhältst. Der Grund ist ganz einfach: Wer sich weniger mehr mit Ge- und Verboten beschäftigen muss, hat mehr Raum dafür, auf sein Körpergefühl zu hören. In solchen Phasen registrierst du instinktiv, was dir gesundheitlich guttut und findest wahrscheinlich überraschend großen Gefallen an einer abwechslungsreichen Ernährung aus frischen Zutaten.